Johann Caspar Sieber
Ein Leben für die Volksrechte
Broschur
2003. 200 Seiten, 17 Abbildungen s/w.
ISBN 978-3-0340-0631-6
CHF 32.00 / EUR 21.80 
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Kaum jemand verbindet heute mit dem Namen Johann Caspar Sieber die bedeutsamen Leistungen, die er auf dem Gebiet der Politik und Bildung erreichte und von denen unser heutiges bildungspolitisches System noch immer zehrt. Sieber war einfacher Sekundarlehrer, der sich mit Herzblut für die Reformierung des kantonalen Zürcher Bildungssystems einsetzte und in späteren Jahren durch sein energisches Auftreten auf der politischen Bühne grosses Aufsehen erregte. Er war ein aussergewöhnlicher Mann, der nicht den Weg ging, den seine Herkunft ihm gewiesen hatte. Dennoch passte Johann Caspar Sieber wie nur wenige in die Zeit der politischen Umwälzungen, die den Kanton Zürich in der zweiten Jahrhunderthälfte prägten.
Sieber konnte oder wollte sich nicht von politischen Diskussionen und Polemiken fern halten. Im Kanton Zürich kostete ihn dieses Engagement seinen Lehrerberuf für fünf Jahre, weshalb er in Murten im Kanton Freiburg als Lehrer tätig wurde, eine politisch äusserst aktive Zeitung gründete und prompt in die Wirren des Sonderbundskrieges geriet. Johann Caspar Sieber besass als Redaktor die Fähigkeit, die Presse zu seinen Gunsten effizient einzusetzen und seine Ideen einer breiten Bevölkerung bekannt zu machen.
Er war kein Industrieller, der kraft seines Kapitals in politischen Gremien Entscheidungen mitbestimmte oder gar wie Alfred Escher ein ganzes politisches System dominierte. Intelligenz und rhetorische Überzeugungskraft liessen Sieber in politische Positionen vorstossen, in denen er seine bildungspolitischen und demokratischen Ideen zu verwirklichen suchte. Seine Durchsetzungskraft gipfelte schliesslich im Entwurf eines neuen, wegweisenden Unterrichtsgesetzes, welches er als Erziehungsdirektor des Kantons Zürich geschaffen hatte. Auch wenn Sieber mit seinem Entwurf in der Volksabstimmung scheiterte, so hatte er doch die Notwendigkeit einer grundlegenden Reform des Bildungssystems offen gelegt.
Besprechungen
Johann Caspar Sieber rox. Er kenne «in der Geschichte kaum ein Jahrhundert», in dem es so viele für die Gesellschaft bedeutsame Veränderungen gegeben habe wie das 19. Jahrhundert. Mit diesem doch sehr allwetterleuchtenden Satz eröffnet der Historiker Michael Köhler seinen Bericht über Leben und Aktivitäten des vergessenen Zürcher Schulreformers und späteren Erziehungsdirektors Johann Caspar Sieber (1821-1878). Sieber wurde in eine kinderreiche Seebacher Familie hineingeboren, in welcher der Lehrerberuf schon fast hereditär war. Auch er wird diesen Beruf ergreifen; angesteckt von den reformpädagogischen Ideen einer politisch unruhigen Zeit, wird er zunächst in Wetzikon, dann in Uster unterrichten. Das Zürcher Schulwesen ist im Umbruch. Sieber setzt sich «mit Herzblut» für die Reformierung des kantonalen Schulwesens ein, engagiert sich aber auch für die Ustermer Arbeiter und Arbeiterinnen. Die Auseinandersetzung wird schliesslich mit Siebers zeitweiliger Verbannung aus dem Zürcher Schuldienst enden. Michael Köhler hat die weiteren Geschicke dieses Bildungspioniers aus dem Staub der Akten befreit. Neben einem Gutteil zürcherischer Schulgeschichte erfährt der Leser - in leider etwas gar historischem Tone - auch etliches aus jener Vergangenheit, da im Zürcher Oberland noch die Fabrikschlote rauchten. Michael Köhler: Johann Caspar Sieber. Ein Leben für die Volksrechte. Chronos-Verlag, Zürich 2003. 170 S., Fr. 32.-. Neue Zürcher Zeitung FEUILLETON Samstag, 31.01.2004 Nr.25 46 (c) 1993-2004 Neue Zürcher Zeitung AG Blatt 1 Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der Neuen Zürcher Zeitung