Johann Caspar Sieber
rox. Er kenne «in der Geschichte kaum ein Jahrhundert», in dem es so viele für die Gesellschaft bedeutsame Veränderungen gegeben habe wie das 19. Jahrhundert. Mit diesem doch sehr allwetterleuchtenden Satz eröffnet der Historiker Michael Köhler seinen Bericht über Leben und Aktivitäten des vergessenen Zürcher Schulreformers und späteren Erziehungsdirektors Johann Caspar Sieber (1821-1878). Sieber wurde in eine kinderreiche Seebacher Familie hineingeboren, in welcher der Lehrerberuf schon fast hereditär war. Auch er wird diesen Beruf ergreifen; angesteckt von den reformpädagogischen Ideen einer politisch unruhigen Zeit, wird er zunächst in Wetzikon, dann in Uster unterrichten. Das Zürcher Schulwesen ist im Umbruch. Sieber setzt sich «mit Herzblut» für die Reformierung des kantonalen Schulwesens ein, engagiert sich aber auch für die Ustermer Arbeiter und Arbeiterinnen. Die Auseinandersetzung wird schliesslich mit Siebers zeitweiliger Verbannung aus dem Zürcher Schuldienst enden. Michael Köhler hat die weiteren Geschicke dieses Bildungspioniers aus dem Staub der Akten befreit. Neben einem Gutteil zürcherischer Schulgeschichte erfährt der Leser - in leider etwas gar historischem Tone - auch etliches aus jener Vergangenheit, da im Zürcher Oberland noch die Fabrikschlote rauchten.
Michael Köhler: Johann Caspar Sieber. Ein Leben für die Volksrechte. Chronos-Verlag, Zürich 2003. 170 S., Fr. 32.-.
Neue Zürcher Zeitung FEUILLETON Samstag, 31.01.2004 Nr.25 46
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Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der Neuen Zürcher Zeitung