Wirtschaftliche Erfolgsgeschichten haben meist auch ihre Kehrseiten. Den Preis für den Aufstieg der Basler Chemiefabriken zu einer der wichtigsten Schweizer Industrien bezahlten die Arbeiter, die ungeschützt und unwissend täglich gesundheitsschädigenden chemischen Stoffen ausgesetzt waren. Akute Vergiftungen und chronische Erkrankungen waren in der chemischen Produktion an der Tagesordnung. Seit den 1870er Jahren behandelten Fabrikärzte erkrankte Arbeiter, ohne allerdings den Ursachen nachzugehen. Den Zusammenhang zwischen schädlichen Stoffen und Erkrankungen begann die noch junge Disziplin der Hygiene Ende des 19. Jahrhunderts zu erforschen. Dabei wurden nicht die schädlichen äusseren Einflüsse als hauptsächliche Risikofaktoren bezeichnet, sondern vielmehr die Arbeiter mit dem Konzept des «giftigen Körpers» zum eigentlichen Problem erklärt.
Erst die Entstehung der modernen Medizin mit ihren verfeinerten Untersuchungsmethoden führte in den 1920er Jahren zu einer anderen Denkhaltung, die sich nicht zuletzt in der Einführung der Kranken- und Unfallversicherung niederschlug. Mit den regelmässigen arbeitsmedizinischen Untersuchungen der gefährdeten Arbeiter kam auch ein Präventionskalkül zum Tragen, das die Berufskrankheiten als «soziale Risiken» definierte.