Die Autorin befasst sich mit der Nachbarschaft nicht nur als topographischer und sozialer Raum, sondern auch als Personenverband in der Stadt Zürich im 15. Jahrhundert. Mit fundierter Quellenkenntnis schildert sie die alltägliche Interaktion und Kommunikation unter Nachbarinnen und Nachbarn. Anhand von aussagekräftigen Beispielen aus den Zürcher Gerichtsprotokollen und weiterem Quellenmaterial gelingt es ihr, zahlreiche, zum Teil kaum beachtete Gesichtspunkte des Alltagsleben darzustellen.
In der Arbeit werden typische Nachbarschaftskonflikte, deren Verlauf und Bewältigung sowie die informelle und obrigkeitliche Durchsetzung von gesellschaftlichen Normen behandelt. Daneben kommen auch Aspekte wie das Umzugsverhalten, die Wohnverhältnisse, die Selbsthilfe, die Solidaritätsbeziehungen, die soziale Kontrolle und die Geselligkeit innerhalb der Nachbarschaften zur Sprache.
In der stadtgeschichtlichen Forschung wurde die Beziehungsform Nachbarschaft bisher vernachlässigt. Die Studie schliesst daher eine Forschungslücke, indem erstmals für eine spätmittelalterliche Stadt nördlich der Alpen dem Phänomen Nachbarschaft in all seinen Schattierungen nachgespürt wird.