Durch den Erdgipfel von Rio 1992 wurden sich die Wissenschaft und Öffentlichkeit schlagartig bewusst, dass die moderne Biologie die auffälligste Eigenschaft der Natur, nämlich ihre Vielfalt, noch kaum verstanden hatte.
Dieses Defizit ist die Folge eines Wandels der Biologie von einer historischen zu einer funktionalistischen Wissenschaft im kulturellen und sozialen Kontext der 1950er und 60er Jahre. Der Autor schreibt eine soziale und politische Geschichte der Biologie in der Schweiz. Er untersucht den Niedergang der historischen Biologie, die noch ein forschungsleitendes Interesse an der Vielfalt der Natur hatte und diese als Einheit der göttlichen Schöpfung und «nationalen» schweizerischen Natur begriff. Als Teil der bürgerlichen Kultur, die Forscher und Laien, Wissenschaft und Naturschutz verband, gelang es der historischen Biologie jedoch nicht, mit der allgemeinen und wissenschaftlichen Modernisierung Schritt zu halten. Die Konzentration der Funktionsbiologie auf die Erforschung der Vererbung hingegen entsprach den veränderten gesellschaftlichen und politischen Erwartungen. Die innerhalb der Funktionsbiologie gepflegte Professionalisierung der Forschung erlaubte den Aufbau weit verzweigter Allianzen mit Vertretern anderer Wissenschaften und Industrieforschern.
In einem gesonderten Kapitel untersucht der Autor die Genese der internationalen Umweltdiskurse in den 1960er Jahren, in denen die Diskussion um die Vielfalt der Natur erneut aufgenommen wurde, die jedoch - trotz wesentlicher Beiträge aus der Schweiz - nur wenig zur Etablierung einer modernen historischen Biologie in der Schweiz beitrug.