Verwalten und Erziehen
Die Entwicklung des Zürcher Waisenhauses 1637–1837
Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Band 68
Broschur
2001. 295 Seiten, 14 Abbildungen s/w., 8 Tabellen
ISBN 978-3-0340-0500-5
CHF 58.00 / EUR 36.00 
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In diesem Buch werden Kinderfürsorge und Anstaltserziehung der Stadt Zürich vom 17. Jahrhundert bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts untersucht. Wie ging die Gesellschaft seit der frühen Neuzeit mit hilfsbedürftigen Waisen und mit verlassenen oder vernachlässigten Kindern um? Welche Massnahmen ergriff die Obrigkeit, um arme, unversorgte Kinder einer - in ihren Augen - angemessenen Erziehung zuzuführen?
Eine der sozialpolitischen Massnahmen der staatlich organisierten Armen- bzw. Kinderfürsorge war die Versorgung in einer Anstalt. Mit dem Waisenhaus von Zürich wird eine der wichtigsten sozialen Institutionen dieser Stadt vorgestellt. Erstmals wird hier anhand eines exakten Vergleichs von Waisenhausordnungen die Entwicklung von Verwaltungsorganisation und Erziehungskonzeption in einer öffentlichen Waisenanstalt unter Berücksichtigung der politischen, sozialen und geistigen Zeitströmungen analysiert. Wie veränderte sich die Verwaltung des Waisenhauses und die Erziehung der Waisenhauskinder in den ersten 200 Jahren der Geschichte des Zürcher Waisenhauses? Welche Fortschritte wurden erzielt, welche Traditionen beibehalten? Die Entwicklung führt vom 1637 errichteten Zucht- und Waisenhaus am Oetenbach über das neue Waisenhaus auf der Kornamtswiese von 1771 bis zur Reform der Waisenhausordnung durch die bürgerlich-liberale Regierung im Jahre 1837. Während die strenge Arbeitserziehung und die miserablen Lebensbedingungen im Zucht- und Waisenhaus zu den betrüblichen Kapiteln der zürcherischen Sozialgeschichte gehören, gelten der Bau des neuen Waisenhauses auf der Kornamtswiese (heute die Hauptwache der Stadtpolizei) und damit die Trennung von Zucht- und Waisenhaus als Pionierleistung der Stadt Zürich im 18. Jahrhundert. Herausragende Massnahmen des liberalen waren die Abschaffung der Kinderarbeit (Weben, Spinnen, Stricken) im Waisenhaus und die Förderung des Bildungswesens mit der Einführung des öffentlichen Schulbesuchs durch die Waisenhauskinder 1832 bzw. 1837. Die Untersuchung liefert einen wichtigen Beitrag zu einem bisher vernachlässigten Bereich der Sozialgeschichte, der Kinderfürsorge.

Am Berchtoldstag eines jeden Jahres stellt die Antiquarische Gesellschaft in Zürich ihr Neujahrsblatt vor. Der Band behandelt jeweils ein Thema der Zürcher oder Schweizer Geschichte. Dabei wird häufig jungen Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern die Möglichkeit gegeben, mit ihren Forschungsergebnissen an eine breitere Öffentlichkeit zu treten.