Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts beginnt sich im Schneidergewerbe eine Veränderung anzubahnen, die von den Zeitgenossen noch nicht in ihrem vollen Ausmass erkannt wird. Der Massschneiderei erwächst in der Konfektion eine gefährliche Konkurrenz. Mit steigender Qualität der Konfektionskleider wenden sich immer breitere Bevölkerungskreise von der Massschneiderei ab und kaufen die sofort verfügbaren, kostengünstigeren Massenprodukte. Durch diese veränderte Nachfrage geraten die Schneidermeister unter einen enormen Existenzdruck. Von den Veränderungen sind auch die Schneidergehilfen betroffen. Wer keine Arbeit als Massschneider findet, wechselt zur Konfektion. Doch hier können infolge Arbeitsteilung und Rationalisierung immer mehr angelernte Frauen beschäftigt werden, die niedrigere Löhne beziehen und leichter zu disziplinieren sind. In Zürich, einem Zentrum für Massschneiderei und Konfektion, etabliert sich nach mehreren Anläufen eine sozialistische Schneidergewerkschaft. In klassenkämpferischer Manier versucht sie, Schneider und Schneiderinnen im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen zu organisieren. Dank des Zusammenschlusses mit verwandten Berufsverbänden zu einem Industrieverband gelingt es ihr, gegen Ende des Ersten Weltkrieges grösseren Einfluss auf die Arbeitsverhältnisse zu gewinnen. Die Autorin befasst sich mit einer Thematik, die in der schweizerischen Sozialgeschichte bislang höchst rudimentär untersucht wurde. Zudem stellt sie zahlreiche Aktualitätsbezüge her, handelt die Studie doch von Menschen in einer Umbruchsituation, in der sie durch sich verändernde Anforderungen gezwungen werden, sich neuen sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen anzupassen.