Wer der Frage nachgeht, welche Entwicklung unser Land in diesem Jahrhundert am meisten verändert hat, stösst rasch auf Wohnbautätigkeit und rasant gestiegene Auto-Mobilität. So blieb es der Auto-Mobilisierung der Gesellschaft vorbehalten Städte und Dörfer, ja ganze Landschaften umzugestalten, Wohnräume und Lebensweisen zu verändern. In diesem Buch stehen die Zusammenhänge zwischen Wohn- und Siedlungsbau und auto-mobiler Freizeit im Brennpunkt des Interesses.
Spätestens seit Mitte der siebziger Jahre wurde die Auto-Mobilität zu einem Politikum und sozialen Problem. Waren es lange Zeit Pendler- und Konsummobilität, welche Politiker und Raumplaner beschäftigten, so wurde in jüngster Zeit die Freizeitmobilität Gegenstand öffentlicher Diskussion und sozialwissenschaftlicher Forschung. Und dies geschieht nicht ohne Grund: Bereits heute macht die Freizeitmobilität - bei steigender Tendenz - rund 40% aller in der Schweiz zurückgelegten Distanzen aus. Zudem ist es jener Bereich, in dem das Auto eine weitgehende Vorrangstellung besitzt.
Nun lässt sich ein so komplexes Phänomen wie das der Freizeitmobilität nur im Schnittbereich verschiedener Disziplinen verstehen. Im Buch kommen Raum- und Verkehrsplaner, Ökonomen, Soziologen und Psychologen ebenso zu Wort wie ein Architekt, ein Kunsthistoriker, ein Tourismusforscher sowie ein Schriftsteller. Dabei versuchen die einen Autoren stärker die Ursachen heutiger Freizeitmobilität auszuleuchten, wogegen die anderen ihr Augenmerk eher auf konkret realisierbare Möglichkeiten lenken, wie die auto-mobile Freizeit durch alternative Verkehrs- und Verhaltensangebote, aber auch durch bauliche Massnahmen in der Wohn- und Siedlungsgestaltung reduziert werden könnte.
Dass der Blick auf Zusammenhänge zwischen räumlichen Strukturen, Wohnen und auto-mobiler Freizeit gelenkt wird, ist ein Novum. Denn damit stellen sich neuartige Fragen: Ist die so rasant angestiegene Auto-Mobilität in der Freizeit auch durch die Strukturen unserer Wohn- und Siedlungsräume bedingt? Spiegelt sich also in der modernen, insbesondere in der auf das Auto hin orientierten Freizeitmobilität ein Wohnproblem? Und, wenn dem so ist, welche Lösungen bieten sich Verkehrs- und Siedlungsplanern sowie Bauherren und Architekten an, um zu verhindern, dass immer mehr Menschen ihr Zuhause in der Freizeit - und vorwiegend im Auto - verlassen? Wie sollen sich Verkehrsdirektoren in Tourismus- und Freizeitregionen verhalten, wenn sie sich von individualverkehrenden Tagestouristen in der Erholungsqualität ihrer Orte beraubt sehen?
Diese Fragen zu beantworten war Gegenstand eines im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms 25 «Stadt und Verkehr» durchgeführten Symposiums, dessen Beiträge nun in diesem Buch vorliegen. Angestrebt wurde dabei eine ausgewogene Mischung aus praxisorientierter wissenschaftlicher Erkenntnis und theorieorientierter Praxis. Mit dem Buch sollen all jene angesprochen werden, die sich in irgendeiner Art und Weise mit dem Phänomen auto-mobiler Verkehrs- und Freizeitmobilität beschäftigen oder ganz einfach in ihrem Alltag davon betroffen sind.