Ehre und politisches Verhalten - eine Verbindung, die für den zeitgenössischen Beobachter vielleicht sonderbar, wenn nicht widersprüchlich anmutet. In der Eidgenossenschaft des ausgehenden Mittelalters wurde das Argument der Ehre als Strategie angewendet, um Integration oder Ausschluss aus der Gesellschaft zu vollziehen.
Hier stellt sich im speziellen die Frage nach der Art des politischen Diskurses. Wie äusserte sich der Druck für Mitglieder der städtischen politischen Führungsschicht, der Ehrenhaftigkeit im politischen Handeln zu genügen? Wie rettete oder erhielt die herrschende Schicht ihre Ehre und behielt politische Handlungsfähigkeit? Welchem Verhaltensdruck waren die Mitglieder einer städtischen Gemeinschaft im gesamten ausgesetzt, damit sie ihre Ehrenhaftigkeit bewahren konnten? Anhand der Beziehungen zwischen Herrschenden und Beherrschten wird die wichtige Rolle der Ehre - das das Verhalten kontrollierende Prinzip der Ehre - ausgeleuchtet. Die Ehre stellt sich als gesellschaftliches Phänomen, wenn nicht sogar als einer der wichtigsten Schlüssel zum Verständnis der Zeit zwischen 1440 und 1500 dar.