Lohn und Arbeitszeit sind die zwei wichtigsten Bedingungen industrieller Arbeit. Die Studie untersucht minutiös Veränderungen dieser beiden Richtgrössen am Beispiel des Kantons Solothurn. Sie beschränkt sich dabei aber nicht auf eine reine Tatsachenfeststellung, sondern geht auch den Einflüssen auf Lohnhöhe und Arbeitszeit im Beziehungsgeflecht Wirtschaft, Gesellschaft, Staat nach.
Die Entwicklung der Arbeitszeit wie auch der Nominallöhne wurde im Kanton Solothurn massgeblich durch die relativ späte Industrialisierung beeinflusst. Der Kanton Solothurn kannte nie ein eigenes Fabrikgesetz, und die solothurnische Regierung lehnte es stets ab, den Vorschlägen zu einem Konkordat über das Fabrikwesen zuzustimmen, da diese der noch jungen Industrie angeblich allzu grosse Fesseln umgelegt hätten. Die späte Industrialisierung hatte auch zur Folge, dass die Gründung von Gewerkschaften im vergangenen Jahrhundert nur mühsam vorankam. Während in anderen Kantonen die Gewerkschaften bereits Lokaltarife abschlossen, kämpften im Kanton Solothurn die Arbeitervereinigungen bei Streiks erst noch um ihre Anerkennung als Verhandlungspartner. Folge davon war, dass die Arbeitszeit- und Lohnbedingungen in zahlreichen Branchen eher selten tariflich geregelt waren.