Musik und Tanz sind, in welcher Ausprägung auch immer, untrennbar mit den politischen, sozialen und kulturellen Ereignissen ihrer Zeit verbunden. Die überbordende Welle der Tanzbegeisterung und der Schlagerproduktion, die Deutschland während der Weimarer Republik erfasste, vollzog sich nach dem 1. Weltkrieg auf dem Hintergrund eines tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels.
Die beiden Massenphänomene sind Ausdruck und Bestandteil dieser Veränderungen und erlauben einen erweiterten Einblick in die komplexe deutsche GeselIschaft während der gescheiterten Republik. Dass sich gerade der Schlager und seine Tänze im Deutschland der 20er Jahre zur historischen Analyse besonders eignen, zeigt der Verfasser anhand seines sozialgeschichtlich und kulturanthropologisch orientierten Untersuchungsansatzes.
Mit Sachkenntnis und Einfühlsamkeit wird die Berliner Schlager-, Tanz- und Freizeitkultur dargestellt. Das BiId der schillernden und widersprüchlichen Grossstadt, von der wesentliche kulturelle Impulse ausgingen, legt eine Gesellschaft offen, die zwischen Tradition und Modernität, zwischen politischer, wirtschaftlicher und sozialer «Wirklichkeit» und dem Anspruch nach Vergnügen und Genusssucht auf der Suche nach neuen Orientierungen war.