Was in der Schweiz erst nach dem Zweiten Weltkrieg zum festen Bestandteil des politischen Lebens werden sollte - die Sozialdemokraten als «Ein-Drittel-Partei» und berechenbarer Bündnispartner -, war in Olten bereits in den 30er Jahren die Regel.
Möglich wurde diese Politik der Partizipation und Kooperation dank einigen Besonderheiten: Die Wirtschaftskrise traf die Kleinstadt Olten weniger hart als andere Städte. Politische Extreme wie Kommunisten und Frontenorganisationen fassten kaum Fuss. Der Gegensatz zwischen den Freisinnigen und den Konservativen machte die Sozialdemokraten zu einem valablen Bündnispartner. Letztlich entscheidend waren aber die für die Krisenzeit der 30er Jahre bemerkenswert guten Lebensverhältnisse. Eine ausgeglichene Einkommensverteilung, eine hohe Wohnqualität auch in Arbeiterquartieren und eine von Eisenbahnern und Werkstättenarbeitern mitgetragene Einfamilienhauskultur boten kaum Raum für soziale Konflikte.
Zum ersten Mal wird das Innenleben einer schweizerischen Kleinstadt umfassend ausgeleuchtet. Die Studie bietet verblüffende Verbindungen zwischen dem strukturellen Gerüst der Stadt und der politischen Entwicklung der Sozialdemokratischen Partei und des Bürgertums.