Neutralität, Ehrlichkeit, Humanität, Wehrhaftigkeit, Wohlstand, Demokratie - Werte, die das helvetische Selbstverständnis seit der Gründung der modernen Nation vor 150 Jahren bestimmt haben - stehen momentan unter Druck.
Der aktuelle Wandlungsprozess ist allerdings kein einmaliges Phänomen, genausowenig wie das Bild von der guten und "idealen" Schweiz, das wir seit Generationen verinnerlicht haben. Die alte Eidgenossenschaft stand nämlich bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts in einem ähnlich schlechten Ruf wie heute etwa die Fluchtgeldpolitik der Schweizer Banken. Während mehr als 400 Jahren galten unsere Vorfahren als gottlose, mordlustige Barbaren, als unkultivierte Bauern, als trunksüchtige Einfaltspinsel.
Die anschaulich verfasste Untersuchung reflektiert das Schweizbild in Europa, vor allem im deutschsprachigen Raum und Frankreich. Die Autorin zeichnet anhand lebendiger Quellen den spannenden Entwicklungsprozess auf, den unser Land vom spätmittelalterlichen Aussenseiter und Stiefkind der europäischen Staatengemeinschaft zum neuzeitlichen Vorbild und Liebling der aufgeklärten Demokratien werden liess. Kurz: wie sich die eingangs erwähnten Werte Neutralität, Ehrlichkeit etc. ausgebildet haben. Das fakten- und materialreiche Buch beschreibt den langwierigen und manchmal glückhaften Imagewandel und ist, trotz des historischen Themas, gerade jetzt ein Lehrstück von aktuellster Brisanz.