Armut, ein Thema von unverminderter Aktualität, hat viele Gesichter. Am Beispiel der Gemeinde Flums des 19. Jahrhunderts schildert der Autor anschaulich und quellennah nicht nur strukturelle Voraussetzungen und vielfältige Formen der Armut, sondern auch ganz konkrete, persönliche Schicksale. Das Leben inner- und ausserhalb der Armenanstalt, sei es dasjenige des Verdingkindes, des Schuldenbauern, der ledigen Mutter oder dasjenige eines aus mannigfachen Gründen an den Rand der Gesellschaft gedrängten Menschen, wird so nachvollziehbar. Dass dabei Auswanderung als ein möglicher Ausweg aus der Armut nicht nur von vielen notleidenden Menschen selber angestrebt, sondern von den Behörden öfters geradezu gefördert wurde, tritt deutlich zutage und verleiht dem vorliegenden Buch zusätzlich eine aktuelle Brisanz. Es stellt einen wichtigen Beitrag zur Geschichte Flums, aber auch zur Schweizer Sozialgeschichte insgesamt dar, dem man eine Leserschaft weit über den Wissenschaftsbereich hinaus wünscht.