Kirchliche Stiftungen im Spannungsfeld früher landesherrlicher Verdrängungspolitik
Die frühe Territorialisierung setzte in der Ostschweiz im 12. und 13. Jahrhundert ein. Obwohl dieser geschichtliche Prozess für die Entstehung der heutigen Schweiz mindestens ebenso bedeutsam war wie die im gleichen Zeitraum erfolgten innerschweizerischen Zusammenschlüsse, weiss man über die frühe Territorialpolitik der Kyburger und Habsburger immer noch sehr wenig.
Im Mittelalter hat man nie zwischen Kirchen- und Realpolitik unterschieden. Die vorliegende Arbeit untersucht deshalb die adlige Kirchenpolitik als Teilbereich landesherrlicher Politik näher. Im Zentrum steht die kyburgische Klosterpolitik vor 1264, welcher ähnliche Bemühungen anderer Adliger der Region gegenübergestellt werden. Dabei stützt sich die Studie nicht primär auf neue Quellen.
Weil sie überzeugend darlegen kann, dass hinter den meisten ostschweizerischen Klosterstiftungen zwischen 1150 und 1260 das landesherrliche Bestreben gestanden hat, umstrittene Güter der Kirche zu übertragen und sie so einem oder mehreren territorialen Konkurrenten zu entziehen, kann sie aus den bestehenden klösterlichen Dokumenten ganz neue, verblüffende Erkenntnisse ziehen.