Pädagogische Konzepte und Aktivitäten der Jugendschriftenkommission des Schweizerischen Lehrervereins (1859–1919)
Der heute so oft beklagten «Fernsehsucht» entspricht der Vorwurf der «Lesewut» im 19. Jh. Beide stehen für die Ängste jugendschützerisch gesinnter Erwachsener, deren Argumente sich im Laufe der Zeit nicht wesentlich verändert haben: In Kinder- und Schulstube soll dem Bösen, dem schlechten Medium, erzieherisch entgegenwirkt werden.
60 Jahre aus der Jugendschriftenkommission des Schweizerischen Lehrervereins (JSK) leuchtet die Verfasserin mit einem breiten und vielfältige Aspekte betreffenden Fragekatalog aus: So interessieren das Bild vom Kind/Jugendlichen, erzieherische Ziele und Aufgaben, Konzepte und konkrete Aktivitäten im literaturpädagogischen Bereich ebensosehr wie die Entwicklung der organisatorischen Struktur. Die Sicht auf ein weiteres gesellschaftliches, politisches, wirtschaftliches und historisches Umfeld wird ebenfalls gewahrt.
Die Arbeit zeigt die Entwicklung der Jugendschriftenkommission auf: von den sittlich-moralisch ausgerichteten Zielsetzungen eines ausschliesslichen Männergremiums, das die Bekämpfung der «schlechten» Lektüre als wichtiges Anliegen betrachtete, zu einer reformpädagogisch inspirierten Kommission, die unter reger, wenn auch verhaltener Mitwirkung von Frauen sich mehr und mehr der Förderung der «guten» Kinder- und Jugendliteratur verschrieb.