Lieder jenseits der Menschen

Das Konfliktfeld Musik – Religion – Glaube

Eine Publikation der Musikhochschule Luzern
Broschur
2002. 232 Seiten
ISBN 978-3-0340-0566-1
CHF 38.00 / EUR 24.90 
  • Kurztext
  • Autor/in
  • Einblick
  • In den Medien
  • Buchreihe

Die Idee, dass die Ursprünge der Musik im religiösen Ritual wurzeln, stellt eine auf das späte 19. Jahrhundert zurückgehende anthropologische Selbstverständlichkeit dar, die heute stark relativiert worden ist. Trotzdem wird die Musik in den meisten Kulturen als «Sprache der Götter» bezeichnet, und als solche stellt sie das privilegierteste Kommunikationsmittel mit dem Transzendentalen dar. Doch wie steht es um diese Verbindung zwischen Musik und spirituellem Ritus? Welches ist ihre jeweils zeitgemässe und funktionelle Form? Geht es in Gottesdiensten um theologische Inhalte und somit um das Wort, das durch musikalische Ausgestaltung gefährdet ist? Wie stark darf der Kunstanspruch bei religiöser Musik sein? Dürfen gar avantgardistische Kompositionsmittel verwendet werden?
Komponisten, Kirchenmusiker, Theologen, Psychologen und Musikwissenschaftler beleuchten die kritischen Beziehungen zwischen Musik, Religion und Institution aus unterschiedlichen Perspektiven. Es geht um Aktualität, aber auch um Vergangenheit, um Christentum aber auch um ausserchristliche Kulturen, um kultischen Raum aber auch um allgemeine soziokulturelle Fragen.



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Artikel
  • Vorbemerkungen
  • Musik – Religion – Kirche. Ein Konfliktfeld?
  • Ritual und Ritualisierung in Religion und Kultur
  • «Zu Liedern sind mir deine Gesetze geworden». Biblische Texte und Musik
  • «Singe täglich!» Rabbinische Autoritäten und die Musik der Synagoge
  • Musik im Islam
  • Konkurrierende religiöse und musikalische Praktiken der Maya-Nachfahren Guatemalas
  • Liturgische Musik zwischen Entfaltung und Askese vom 12. bis zum 18. Jahrhundert
  • Kirchenmusik zwischen barocker Religiosität und politischer Repräsentation. Die Musikkultur des 17. und 18. Jahrhunderts im Stift Beromünster
  • Weltliches in geistlicher Musik – Geistliches in weltlicher Musik. Die Kirche zwischen Berührungsangst und Berührungslust
  • Theologie und Ästhetik kirchlicher Gebrauchsmusik
  • Neue Musik und Liturgie
  • Heilig, Heilig, Heilig – schrecklich! Erwägungen zu sakraler Musik
  • Spiritualität und der zeitgenössische Komponist
  • «Es mag sein, dass nicht alle Musiker an Gott glauben; an Bach jedoch alle». Über einige Zusammenhänge zwischen Musik und Andacht
  • «Das ekstatische Werkzeug einer himmlischen Verzückung». Improvisation und Transzendenzerfahrung
  • Musik - Religion - Kirche: ein Bericht aus der Krise

Besprechungen

Göttliche Musik, ein Konfliktfeld

tsr. Kaum eine Religion kommt ohne Musik aus. In der Musik scheint den Menschen ein direkter Zugang zum Göttlichen gegeben zu sein. Doch das Verhältnis zwischen Kultmusik, Religion und Kirche war und ist konfliktbeladen, nicht nur im Christentum. Der ästhetische Kunstanspruch der Musik und die liturgischen Forderungen nach ihrer funktionalen Einbindung lassen sich nicht immer auf einen Nenner bringen. Solchen Fragestellungen widmete sich ein Symposion der Musikhochschule Luzern im Jahr 2001, dessen Beiträge nun in schriftlicher Form vorliegen. Was die Lektüre so anregend macht, ist der interdisziplinäre und damit sehr breite Zugang zum Thema, kommen doch neben Musikwissenschaftern auch Theologen, Komponisten und Kirchenmusiker zu Wort. Der Hymnologe Andreas Marti beispielsweise setzt sich mit der kirchlichen Gebrauchsmusik auseinander und plädiert für eine Kirchenmusik, die sich als Kunst versteht. Dagmar Hoffmann-Axthelm geht dem Begriff der Andacht nach und findet Entsprechungen in der noch ganzheitlichen Wahrnehmungswelt des Kleinkindes. Dietrich Wiederkehr spricht der Theologie das Monopol für die «richtige» Deutung geistlicher Musik ab. Issam el-Mallah und Heidy Zimmermann widmen sich dem Verhältnis von Religion und Musik im Islam und im Judentum.

Lieder jenseits der Menschen. Das Konfliktfeld Musik - Religion - Glaube. Hrsg. von Annette Landau und Sandra Koch. Chronos-Verlag, Zürich 2002. 230 S., Fr. 38.-.

Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der NZZ.
Neue Zürcher Zeitung FEUILLETON Samstag, 18.10.2003 Nr.242 48
(c) 1993-2003 Neue Zürcher Zeitung AG Blatt 1